abstrakte Kunst nach dem zweiten Weltkrieg in den westlichen Ländern als vorherrschender
Stil entwickelte, sind bis heute manche Menschen, die sich mit der Kunst selten
auseinandersetzen, von der abstrakten Kunst irritiert. Da die Ausstellung ohne Eröffnung
und intensiver Öffentlichkeitsarbeit einfach im Stadtraum präsentiert wurde, fielen die ersten
Reaktionen von „schön“, „interessant“ bis „was soll das!“ aus, wie zu erwarten war. Damals
Alexander Pey, heute die 11 Werke der aktuellen Ausstellung mit dem Titel „Bekenntnisse“
fordern von den Betrachtern eine persönliche Haltung zur Kunst heraus. Neben den
Diskussionen unter den Schauenden kann jeder seine Sinne erweiternde Erfahrungen mit
den Kunstwerken erleben. Die Bilder können berührt, angefasst oder betastet werden. Dieses
sogenannte „haptische“ Erleben macht gerade den großen Unterschied zu der Rezeption
von Kunst in Museen oder Galerien aus, wo „Anfassen verboten!“ ist. Diese berührenden
Erfahrungen vermittelten zusätzlich die Information, dass Künstler_innen nicht allein Farbe
für ihre Gemälde verwenden, sondern auch Sand und Asche und manch anderes Material
hinzufügen, so dass eine lebendige Oberfläche entsteht, die den betastenden Fingern
neue Erlebnisse verschafft. Die durchweg positive Resonanz des Publikums ermunterte
die Akteure, der ersten KunstRaus Aktion eine nächste folgen zu lassen. Durch Initiative
von Pfarrer Albrecht Sippel (1933 – 2016), wurde eine Auslobung für Mülheimer Künstler/
innen verfasst, sich zu beteiligen. Elf Künstler_innen folgten der Anregung und beteiligten
sich im Jahr 1993. Nachdem der Künstler Alexander Pey eine Einzelausstellung zeigte,
war es jetzt so, dass jedem Teilnehmer nur eine Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt
wurde. So ist es fast ohne Ausnahme bis heute geblieben. Um nicht eine beliebige Schau
von individuellen Künstlerpräsentationen zu zeigen, schlug Pfarrer Sippel vor, jeweils ein
Thema gemeinsam zu finden, zu dem die Beteiligten ihre Interpretation liefern konnten. Das
Thema für 1993 ergab sich aus der Situation, dass der gebürtige Saarner Künstler, Otto
Pankok, seinen 100ten Geburtstag hätte feiern können. Die Künstler_innen stellten ihre
Werke unter das Motto: „Hommage an Otto Pankok“. Die individuelle Auseinandersetzung
mit dem bekannten Künstler ließ eine vielgestaltige Bildsetzung entstehen. Auch in 2018
sind alle Beteiligten also aufgefordert, zu dem Thema „Bekenntnisse“ ihre künstlerische
Interpretation zu liefern.
Durch diese erste Zusammenarbeit zwischen der Evangelischen Kirche Saarn und den
Mülheimer Künstler/innen wurde das Interesse auch anderer Künstler geweckt, sich zu
beteiligen. Die Aktion wurde finanziell durch die Leonhard-Stinnes-Stiftung unterstützt.
Aber in allen Jahren war es ein intensives Ringen, die jeweilige Ausstellung auskömmlich
zu finanzieren. Der Kulturbetrieb der Stadt und die Saarner Werbegemeinschaft halfen so
gut sie konnten. Allerdings war schon ein gewisser Idealismus von allen Beteiligten und
den Künstler/innen nötig, um den Etat für das Notwendigste zusammenzutragen.