Ein sehr offenes, aber dennoch eher nicht gewöhnliches Thema für freie Kunstschaffende
lautete 1994: „Kirche + Kunst“. Pfarrer Albrecht Sippel hat über alle Jahre bei der
Themenfindung natürlich bedacht, dass es inhaltliche Anknüpfungspunkte zur Theologie
gab. So ist es ein zufälliger aber sinnhafter Umstand, dass die letzte von Pfarrer Sippel
betreute Ausstellung im Jahr 2015 sich mit „Alles Luther“ beschäftigte.
Auch wenn die Ausstellenden häufig im Saal des evangelischen Gemeindehauses ihre
Ideenskizzen vorwiesen, waren die Diskussionen über die einzelnen Werke doch sehr
kontrovers. Die angebotenen „Wandelgänge“ unter Moderation von Dr. Gerhard Ribbrock
halfen und helfen dem Publikum mit den anwesenden Künstlern/innen ins Gespräch über
ihre Werke zu kommen. Über den gesamten Zeitraum der KunstRaus-Aktionen betrachtet,
ist es erfreulicherweise nur zu wenigen Beschädigungen an den ausgestellten Werken
gekommen. Allein das Werk von Ursula Vehar „tempora mutantur“ ist in Gänze gestohlen
worden. Es ist ein gutes Zeichen für die Anerkennung der jahrelangen Aktion, dass es zu
keinem Vandalismus gekommen ist.
1995 hieß das Thema „Wegzeichen“. Die Künstler_innen haben ihre Werke in vielen
verschiedenen Materialien hergestellt. Die Maler verwenden für gewöhnlich Acrylfarben,
manche Objekte sind aus Holz und gefundenen Materialien erstellt, aber auch die
Fotografie ist ein häufig eingesetztes Medium. Manche Künstler/innen haben sich über
viele Jahre hindurch an den Ausstellungen beteiligt, andere nur sporadisch und mancher
stellte nur ein einziges Mal mit aus. Dadurch erhielt die Ausstellung jedes Jahr ein sehr
individuelles Erscheinungsbild. „Totalität und Fragment“ hieß es 1998. Die Überwindung
des vorgegebenen Formats von 1,50 x 1,50 m konnten die Besucher an den Werken
erleben, war bei dem einen das Format nur Ansatzweise gestalterisch bearbeitet, so
verdeckte ein anderer die gesamte Stellfläche mit einer Bretterwand in die nur ein kleines
Fragment eingefügt wurde. Die persönliche Betroffenheit und der jeweils eigene Umgang
mit der Endlichkeit des Lebens, Tod und Trauer bestimmten die Werke des Jahres 1999 mit
dem Titel „In Gedenken an …“. Der Schmerz um einen Verstorbenen lässt sich aber nur
unzureichend in Worte der Anteilnahme oder Bilder fassen.
2002 wurde das Thema „Fremd oder Vertraut“ gefunden. Mehrere Werke zeigten dazu
Menschen in verschiedenen Situationen. Schon damals war es ein besonderes Anliegen
zu zeigen, dass sogenannte Fremde in unserer Gesellschaft auf Akzeptanz und Wohlwollen
angewiesen sind, um in unserer Gesellschaft integriert zu werden. Es ist ein wichtiges Thema,
wenn 2018 „Bekenntnisse“ abgelegt werden. Bekenntnis zu dem, was die Künstler_innen
schaffen, ist von jedem Einzelnen gefordert, wenn er sein Werk der öffentlichen Kritik an
den Wegesrand stellt. Aber es ist ja nicht nur die Kunst, ob abstrakt oder gegenständlich,